Niko Paech: Zeitknappheit, Konsum und Glück
Welche Rolle spielt Zeit für unser Wohlbefinden und unseren Wohlstand? Was können wir in unserer Zeit- und Arbeitsorganisation ändern, um so zu leben und wirtschaften, sodass sich unsere Ressourcennutzung innerhalb der ökologischen Grenzen bewegt, das Wohlbefinden der Gesellschaft auf hohem Niveau bleibt und soziale Ungleichheit abgebaut wird? So lauten die Fragen, denen die Veranstaltungsreihe „Zeitwohlstand" nachgeht.
Der Schlüsselbegriff im Vortrag des Ökonomen Niko Paech lautet Suffizienz, d.h. der Rückbau von Ansprüchen, den er aber nicht als Verzicht, sondern als Befreiung von Überfluss des „erschöpften Selbst" begreift. Suffizienz ist Selbstschutz und damit, so Paech, eine Bedingung zum glücklich sein. Sie stellt eine Rückkehr zu einer Form des Konsumierens und der Selbstverwirklichung dar, die sich der Überforderung und den Reizüberflutungen in modernen kapitalistischen Gesellschaften entzieht.
Suffizienz ist gleichzeitig ein Teil der Antwort auf die Frage, wie wir ein Wohlstandsmodell überwinden können, dass wir nicht verdienen, da es auf drei Formen der Entgrenzung basiert.
Erstens einer zeitlichen Entgrenzung: Durch ein umfrangreiches System der Verschuldung und die Subvention sämtlicher Lebensbereiche (Nahrung, Verkehr, Energie, Wohnen, Verkehr) wird erst die Kaufkraft generiert, die unseren Wohlstand finanziert.
Zweitens einer physichen Entgrenzung: Maschinen haben den großteil der Arbeit übernommen. Ihr Einsatz ist aber nur durch Energieumwandlung und damit durch Plünderung natürlicher Ressourcen denkbar.
Drittens eine räumlichen Entgrenzung: Einzig die Kostenvorteile der globalen Wirtschaftskette ermöglichen unser gegenwärtiges Wohlstandsmodell, dass nach hiesigen Arbeitsrrecht- und Lohnstandards nicht vorstellbar wäre.
Am Ende wir alles was wir Wohlstand nennen zu Abfällen: Emission, Sonderabmüll oder Abwasser. Diese Abfälle treiben den globalen Klimawandel voran und machen deshalb, so Paech, den Wechsel hin zu einer Postwachstumsgesellschaft notwendig.
Suffizienz ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Nachhaltigkeitsprinzip. Jedoch kann die Fähigkeit mit weniger auszukommen nicht an die Politik deligiert werden. Wohl aber kann die Entwicklung sozialer Praktiken durch die Verzicht geübt wird im Verbund mit anderen Menschen erfolgen.